Seminarbericht von Bernd und Brando
Wir haben heute einen wunderbaren Seminarbericht von Bernd und Brando erhalten. Die beiden besuchten unser 1.CreaCanis Seminar in Leoben. Brando ist erst seit 8 Wochen bei Bernd als schwieriger ‚Second Hand‘ – Hund…der Bericht von Bernd hat uns alle berührt. dazu gibt es ein kleines ‚Entwicklungsvideo‘ von diesem wunderbaren Team, was sicher zusammen wachsen wird!
Crea Canis Team Bildung Roots – oder – ein Wochenende in Leoben im Februar 2017
Da fängt man irgendwann mit seinem alten Traum von einem Hund tatsächlich an, bei mir war das vor über 20 Jahren. Holt sich Rat bei Leuten, die etwas davon verstehen … sollten … Hundeschulen, Hundeclubs, Privattrainern, aus klugen Büchern … man denkt, man müsse ihnen auch glauben … naja …zugleich lernt man aber doch etwas … von den Hunden! …
Natürlich trifft man Menschen, die mit Herz und Seele in der Hundewelt unterwegs sind … die sich auskennen, in der Methode die sie anbieten … nur, den Hund in seiner Welt „zu Wort kommen zu lassen“ … an das denken auch die eher nicht …Die meisten aber, die sich Hundetrainer nennen, sind nur Amateure, die sich wichtigmachen, es lohnt die Zeit nicht, ihnen zuzuhören.
Erst (!) mit meinem dritten Hund, meinem Hovawart Matteo hat’s mir gereicht – da bekam ich ein Buch von Ted Kerasote in die Hand. Siehe da … jemand, der die Hundesprache erlernt hatte…. und es war Schluss mit Hundeschule, Matteo und ich bauten unsere Übungen komplett um … keine Kommandos mehr – Blicke und Fingerzeige … Stille, ein Hund kann mit seinen Augen wunderbar signalisieren, dass er verstanden hat. So wurden wir ein verschworenes Bergsteigerteam, aus Matteo ein unglaublich trittsicherer und zuverlässiger Bergkamerad … neben vielen Gipfeln schafften wir es gemeinsam sogar auf einen 3000er in Kärnten … ein unglaubliches Erlebnis … steile Schneefelder Ende Juli. Am Dach der Welt kann’s auch nicht schöner sein …
Und dann … musste Matteo im Oktober 2016 gehen … mit 7 Jahren … Krebs …
Da war dann erst mal dieses dunkle Loch … die Überzeugung „keiner mehr“, auch wenn’s nicht das erste Mal war, es ist einfach kaum zu ertragen. Dann werd ich bald 67 … wenn man da ein Hundeleben dazuzählt … wie alt bin ich dann … nein, kein Hund mehr …
Und … irgendwann fehlen sie doch, diese treuherzigen Augen, in denen all die Gefühle zu lesen sind, die dieses wunderbare Tier bewegen, die Lebensfreude und Zuneigung, die es ohne Filter zeigen kann …Also doch wieder einer … aber kein Welpe, einer, der schon ein paar Jahre hinter sich hat … woher? …Hovi in Not … Brand(y)o … ein Hund, der schon durch mehrere Hände gegangen und immer wieder bei seiner Züchterin gelandet war. Die Züchterin hatte sich vorbildlich um Brando gekümmert, aber die Zeit, die dieser Hund braucht, konnte sie neben Job und ihren beiden anderen Hovis bei bestem Willen nicht aufbringen. Eine Herausforderung, aber einer, der eine Chance brauchte … und ich nahm mir vor, es zu schaffen … notfalls alleine, weil ich niemanden kannte, der mir tatsächlich helfen könnte …
Genau da kam der Rat von lieben Freunden … Antje Engel und ihre Mitstreiter, Crea Canis, Leoben … Eine Zeit lang überlegte ich schon … doch wieder ein Hundeseminar … ??? Die alte Skepsis spukte durch meinen Kopf. Ein paar Anrufe … gutes Zureden … na gut … ein Mal noch …Und es war die beste Entscheidung in meinem „Hundeleben“ !
Crea Canis … das ist eine Truppe! Locker, selbstsicher und frei von jedem „ach was bin ich doch für ein guter Trainer“-Dünkel … als Newcomer betritt man den Saal und weiß nicht, wer ist die Chefin, wer Trainer, wer ist Teilnehmer … eine zusammengewachsene Gemeinschaft.
„Im Saal“ saßen alle am ersten Tag … Einführungsabend … Vortrag.
Sehr informativ, viele Fachausdrücke aus der Human-Psychologie … ich würde mir nur mehr Worte über die fröhliche Crea Canis-Philosophie wünschen … denn die macht den Unterschied. Kein „wie kommandiere ich am besten meinen Hund herum“ …, nichts davon … ganz anders: „Lerne von deinem Hund“ !!! Wauu !!
Als mir das dämmerte, zerbröselte meine Skepsis förmlich … das hatte ich gesucht! Da bahnte sich kein Hundeseminar der gewohnten Art an … vielmehr ein Sprachkurs für Menschen!!
Das war’s dann auch … ein Feuerwerk an Informationen, wie man unsichtbare Bänder zwischen Mensch und Hund knüpft, fröhliche Hunde, die sich verstanden fühlten, genau wie ihre Menschen. Gerade Erstteilnehmer, die nur so staunten … ich auch, in welcher Geschwindigkeit ihre Hunde Dinge konnten, die sie ihnen vorher … „nein, meiner kann das nicht … !!“ … überhaupt nicht zugetraut hatten. Welch ein Anblick!
Es war schlicht ein Erlebnis. Kein „Sitz“, kein „Platz“, niemand erwartete von den Hunden, dass sie Deutsch sprechen oder wenigstens verstehen müssten.
Dazu braucht es keine „ich bin Hundetrainer …!?“ sondern Rudelführer, die es einfach vorleben, dass der Hund in seiner Sprache weit mehr versteht und dann umsetzen kann, als die meisten glauben. Da braucht es aber auch die richtigen Teilnehmer, Menschen, die mit Freude ehrlich zu sich selbst sein können und sich eingestehen, dass sie zuerst einmal selbst nachdenken und lernen müssen, damit ihr Hund sie verstehen kann … Kasernenhof braucht es jedenfalls nicht!
So harrten alle aus, teils bei Sonne, teils bei unangenehmer Kälte, aber immer bester Stimmung, um am Ende mental und praktisch deutlich gewachsene (wie war das? „Kopf hoch, Schulter zurück“ … ) Mensch-Hund-Teams, -Rudel davonschreiten zu sehen.
Der geneigte Leser möge mir die lange Vorgeschichte verzeihen, aber anders kann ich nicht zeigen, welch freudige Überraschung mich ergriff, als ich erkannte, dass ich gefunden hatte, was ich so lange gesucht hatte. Dafür sag ich „Danke“ und freu mich schon auf’s nächste Mal.
Bernd Prüser mit Brando