TB Roots in Böheimkirchen 2018 – aus der Sicht von Lydia und Zeus
CreaCanis Seminar vom 22.-bis 25.03.2018 in Böheimkirchen
Seminarleiterin: Antje Engel
Trainerinnen: Andrea, Martina, Vanessa, Sarah
Ich habe vor ca. 10 Jahren an einem Lindart-Seminar bei Antje teilgenommen. Ich war damals schon sehr begeistert von ihrer Form der Präsentation. Ich freute mich auf ein paar informative Tage und auf viele neue Ideen. Am Donnerstagabend fand der Vortrag statt. Unglaublich, wie schnell 2 Stunden vergehen können. Antje erklärt alles so klar und deutlich, dass man es auch tatsächlich versteht, was sie sagt! Eigentlich fragt man sich, warum man gewisse Sachen jemals anders machen konnte.
Am Freitag starteten mein Zeus und ich erstmal ziemlich unmotiviert. Aus welchen Gründen auch immer waren wir – nein, eher war ich – noch immer in Winterpause. Außerdem war das Wetter nicht gerade einladend. Meine Tochter fragte mich vor der Abfahrt, ob ich denn heute Schifahren gehe, so dick angezogen war ich. Aber wie sich herausstellte, war das zwingend notwendig, es war nämlich ziemlich kalt draußen. Das Vereinshaus in Böheimkirchen hat aber zum Glück eine riesige Terrasse mit Vordach, sodass wir wenigstens windgeschützt waren.
Am lebenden Beispiel war ich einfach nur fasziniert, dass man es tatsächlich schafft, nur mit Körperspannung, Körpersprache und Mimik die Aufmerksamkeit des Hundes zu E-R-halten und vor allem auch zu B-E-halten.
Zuerst sollten wir Trockenübungen trainieren. Ehrlich gesagt, das ist nicht unbedingt meine Stärke. Ich will nicht sagen, dass ich mich nicht blamieren will, aber es ist halt schon extrem unangenehm für mich, da herum zu hampeln wie ein Kasperl, wo mir so viele Leute zuschauen. Aber ich möchte da mal Andrea zitieren, die meinte nämlich: Man muss sich nur vorstellen, dass man im entspannten Feld in seiner Blase sitzt, dann bekommt man ringsherum nichts mehr mit. Und eigentlich hüpfen hier alle herum um zu üben, weil wir wollen lernen, ein schönes, artgerechtes, freies Spiel mit Hund zu spielen.
In kleinen Gruppen kamen dann auch die Hunde immer wieder mal an die Reihe, um das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Und egal ob eher ruhigerer oder eher dynamischer Hund, junger oder älterer Hund (Hunde werden ja nie erwachsen! 😉 ) Alle Teams konnten die von den Trainern geforderten Aufgabe gut umsetzen, der eine halt mehr, der andere ein bisserl weniger. Ich war begeistert, dass mein Zeusel trotz der Ablenkung durch die anderen Hunde so an mir „geklebt“ ist beim Spiel. Er war total fokussiert auf mich, egal ob ich mit Futter oder mit Beute gespielt habe und hat sich nicht ablenken lassen.
Bei meinem Handling beim Spielen bzw. an meiner Technik gibt es jedenfalls noch viel Luft nach oben. Ich habe es doch tatsächlich geschafft, dass ich hingefallen bin. Das erste Mal habe ich mich noch herausgeredet, dass ich über die Leine gestolpert bin, das zweite Mal hatte ich aber gar keine Leine dran. Es muss also doch an meinen zwei beiden linken Beinen gelegen sein, dass ich gestolpert bin.
Dem Zeusel hat es sehr gefallen, er hat voller Freude weitergespielt. Und mir war es auch egal, obwohl – siehe Bedenken oben – einfach, weil es so lustig war, mit dem Hund komplett ohne Hintergedanken zu spielen, einfach zu Spielen um des Spielens Willen (Zitat Antje).
Ein genaues Fallbeispiel über meinen Aha-Effekt muss ich aber noch erzählen, und zwar beim Beutespiel mit dem Hund mit freiwilligem Aus.
‚Aus‘ kennt mein Zeus, er hat auch gelernt, dass dann mit der Beute weitergespielt wird. Das ‚Aus‘ kam auch freiwillig aber nur solange, bis ich das Spiel beenden wollte. Irgendetwas an meiner Körperhaltung musste ihm signalisiert haben, wann das Ende des Spieles erreicht war, denn dann gab er die Beute nicht mehr her. Da hat er gezogen wie ein Irrer und wenn er sich dann losgerissen hat von mir, rannte er wie von der Tarantel gestochen herum – immer knapp an mir vorbei, sodass ich ihn oder die Beute grad nicht erwischen konnte. Ich muss gestehen, dass ich ihm dann auch schon mal nachgelaufen bin. Jedenfalls machte er mich da jedes Mal zum Deppen! Beutetausch kannte ich ja bereits, dies ließ sich aber nicht wirklich umsetzen, weil es da am Handling scheiterte, sprich, ich war irgendwie zu ‚blond‘. Die Beute lag dann irgendwo und bevor ich sie hatte, hatte der Zeusel längst beide.
Wir haben dieses Wochenende auch das „Spielende“ gelernt. Ich bin echt komplett sprachlos, wie schnell Zeus und ich das Gelernte umsetzen konnten. Unter fachlicher Anleitung von Andrea, die mir Tipps zu Verbesserung der Körperhaltung und der Körperspannung gab und ich dieses soweit für mich möglich korrigieren konnte, klappte das „DANKE“ sofort! Danke = freiwilliges Auslassen der Beute im Futtertausch. Ohne Hektik, ohne Rumgezerre, ohne Stress. Wie wohl meistens so, gab ICH die falschen Signale – Zeus hat dies dann nur umgesetzt. Beim zweiten Mal DANKE hat mir Zeus die Beisswurst auf die Hand „gespuckt“ und sie dort auch liegenlassen, obwohl sie noch so sehen war. Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnte, aber ich bin echt baff.
Die Veränderungen der Hunde innerhalb dieser wenigen Tage war einfach verblüffend. Manche davon machten eine 180° Drehung, sowas kann man nicht beschreiben, sowas muss man miterlebt haben! Die Gruppendynamik war enorm, obwohl wir doch eine sehr große Gruppe waren. Es waren tolle Erlebnisse gemeinsam.
Als letzte Übung stellte ich mich der Herausforderung, meinen Zeusel in einem durch Stangen abgegrenzten Raum von ca. 1,5 m x 3 m nur durch meine Körperhaltung und -spannung – ohne Worte und Geräusche – für 30 Sekunden in dieser Abgrenzung zu halten, er drinnen, ich draußen! Wir haben es geschafft! Okay, eine Regelverletzung war dabei, weil Zeus mich einmal angehupft ist vor Freude um mich zu erinnern, auch mal wieder zu atmen. Es war einfach total spannend.Und ich habe mich super gefühlt, weil es so gut geklappt hat! Obwohl da schon fremde Hunde vorher drinnen waren, hat er nicht ein einziges Mal die Nase zum Schnuppern runtergetan.
30 Sekunden ist nicht viel meint ihr, na dann probiert das doch mal aus! Ist nämlich gar nicht so einfach wie es klingt! 😉
Ich kann diese Ausbildungsmethode, eigentlich diese Lebenseinstellung im Umgang mit dem Hund 100 %ig weiterempfehlen. Ich bin nun wirklich infiziert und möchte unbedingt weitermachen.
Für das nächste Seminar im Sommer habe ich uns bereits angemeldet. Und ich freue mich jetzt schon auf weitere Tage voller Energie, Ideen und Motivation vom CreaCanis Team und einfach viel Spaß zusammen mit meinem Partner Hund.
Lydia Müller und Zeus