Manche Dinge machen mich traurig – traurig und auch wütend.
Ich habe ein Herz für „schwere“ Jungs – ok, manchmal sind auch „schwere“ Mädels dabei, aber überwiegend sind es Jungs, meist zwischen 1,5 und 3 Jahren, bei mir oft Hovawarte.
Am Alter kann man erkennen, dass es Pubertos sind, die sich ausprobieren und plötzlich aus dem netten Welpen und dann Junghund ein pöbelnder Proll wird, der mit seinen fast 40 kg kaum zu handhaben ist.
Er – ich belasse es jetzt mal bei der männlichen Anrede, da sie die große Mehrheit darstellen – springt an, schnappt, rüpelt rum und ab und an sind dann auch richtige Beißvorfälle dabei. Herrchen und Frauchen sind fassungslos und bekommen langsam vor dem Jungspund Angst.
Aber hey, ein Maulkorb? Nein, er ist doch nicht gefährlich! Ihn richtig einzuschränken trauen sie sich jedoch auch nicht und recht schnell erkennt Mr. Puberto, dass er seinen Willen mit dem Einsatz seiner 42 Argumente durchsetzen kann. Nicht selten steht dieser Kandidat dann als nächster auf Hovawarte in Not oder anderen Hilfeseiten und auf Facebook. Danke in diesem Zusammenhang an Angelika Jell, die hier wirklich tolle Arbeit in der Vermittlung leistet.
Plötzlich wird der süße Welpe zum Höllenhund...
Warum ist das so? Warum entwickelt sich ein ursprünglich süßer Welpe – und das waren sie alle mal – plötzlich zum Höllenhund, mit dem man nur noch nachts zwischen 2 und 4 Uhr rausgehen kann, um keinem zu begegnen?
Kleiner Hinweis: Wenn alle mit ihren Höllenhunden um diese Uhrzeit spazieren gehen, treffen sie sich garantiert!
Dann wird aber empfohlen schlechte Angewohnheiten zu ignorieren. Nicht gut? Das kommt darauf an. Ist es etwas, was mich wirklich nervt und ggf. auch gefährlich werden kann bzw. für den Hund so toll ist, dass das Ignorieren seinen Sinn verliert, z.B. bellen und/oder anspringen? Dann muss das unterbrochen werden. Notfalls auch mal körperlich. Stopp! Ich prügle keinen Hund – und ihr natürlich auch nicht –, aber ich kann meinem vierbeinigen Freund sehr deutlich sagen, dass ich etwas nicht möchte! Und siehe da, es funktioniert sogar und zwar sehr schnell.
Voraussetzung ist, dass ich das auch meine und nicht nur versuche! Ich persönlich finde ja, einem Hund nicht klar zu sagen, was man möchte und was nicht, ist sogar tierschutzrelevant; denn es ist nicht fair ihn in der Luft hängen zu lassen, ihm keine Erziehung zu geben und dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, weil man eben nicht alles wegklickern kann, ihn in die Vermittlung zu geben oder gleich ins Tierheim. Auch wenn es Ausnahmen gibt: Es liegt an uns und wir haben versagt, wenn das passiert, weil wir uns nicht die Mühe gemacht haben, uns mit dem Hund und seinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und vor allem: Ihn schlicht zu erziehen.
In diesem Sinne: Erziehung findet vom ersten Tag an statt! Bevor ein Welpe bei uns einzieht – selbst, wenn wir noch so hundeerfahren sind – versuchen wir uns erstmal in die neuesten Erziehungsmethoden einzulesen. Das ist per se eine gute Idee. Wenn aber das eigene Bauchgefühl, mit dem man den Vorgänger doch auch ganz gut hinbekommen hat, damit flöten geht, dann ist es eben keine. Es wird (derzeit) ganz auf positive Verstärkung gesetzt. Da bin ich dabei! Auch ich verstärke alles, was ich gut finde.