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Es ist, wie es ist – oder es wird was du daraus machst?

Sind Veränderungen bei einem älteren Hund möglich?

Ein ganz klares JA!

Meinen Trainerkolleginnen und auch Menschen aus dem Freundes- und Familienkreis sind deutliche und vor allem positive Veränderungen im Verhalten von Dorian, jetzt 8 Jahre alt, aufgefallen. Ich freue mich sehr darüber und möchte berichten, an welchen Stellschrauben wir „gedreht“ haben, seit wir im Mai 2022 zu einem Vierer-Team (2 Menschen mit jeweils einem Hund) zusammengewachsen sind.

Ressource Raum

Dorian lag ständig und überall im Weg herum und hatte kein Problem damit, dass wir immer über ihn steigen mussten. Sobald wir diesen Spagat geschafft und den Raum gewechselt hatten, konnten wir gleich wieder mit dieser Gymnastikübung weiter machen, denn schon lag er in der nächsten Türöffnung. Er verfolgte uns regelrecht und wir konnten keinen Schritt ohne ihn tun.

„Wo liegt denn das Problem?“, werden sich einige fragen. Nun ja, vielleicht gibt man dem Hund unbewusst eine Aufgabe, die er gar nicht haben sollte. Nämlich die des ständigen Kontrolleurs, ohne den man im Alltag nicht zurechtkommt. Außerdem stört es die Ruhe des Hundes, der ja bekanntlich viele Stunden des Tages schläft und dadurch Ruhe und Kraft schöpft.

Unser Ansatz war nun der Folgende:

  • Man gibt dem Hund einen Platz, auf dem er auch mal zu warten lernt und sich nicht selbständig davon erhebt
  • Wir fordern Dori häufiger auf mitzukommen, wenn wir den Raum verlassen
  • Er soll aufstehen und den Weg freigeben. Schlief er tief und fest, gab es schon mal ein Brummen. Also haben wir gelernt, ihn vorher deutlich anzusprechen und ihm mehr Zeit zu geben, um sich zu erheben.
  • Und manchmal lassen wir immer noch Fünfe gerade sein und nutzen diese Gymnastikübung.

Leinenführigkeit

Mit Schwung heraus aus der Haustür, zum nächsten Gebüsch gezogen, um seine Duftspur zu hinterlassen, von einer Straßenseite zur anderen gezogen und wie festbetoniert gestanden, wenn er einen interessanten Duft in der Nase hatte. So sahen unsere Anfänge aus und Herrchen hatte aufgrund seiner Kraft „eigentlich“ kein Problem damit. Ich aber umso mehr und so haben wir uns gemeinsam diesem Problem angenommen.

Unser Spaziergang beginnt im Haus. Wir ziehen uns ruhig an, gestalten das Anleinen ohne Aufregung und verlassen das Haus ruhig. Die Tür wird zugezogen, die Hunde warten und ab und zu gibt es auch dafür mal ein Leckerchen. Dann warten wir an der Straße und da fordere ich Dorian auf, zu pieseln – weil ich weiß, dass das ohnehin sein Ziel an „seiner“ Hecke ist. Von da an bleibt die Leine weiterhin locker und bevor sie sich strafft, wird Dorian angesprochen.

Unser CreaGuide gibt da einige Anregungen und Übungen. Überhaupt ist gerade bei der Leinenführigkeit die Ansprache des Hundes und die Anspannung der Muskulatur des Menschen eine ganz wichtige Signalwirkung, die beim Hund ankommt.

Hundebegegnungen

An der Leine wurde Rabatz gemacht und im Freilauf wurde der andere Hund gerne einmal überrollt, um dann festzustellen, dass der eigentlich ganz OK ist – vor allem Hündinnen und kastrierte Rüden. Auch so ein Thema, mit dem wir nicht leben wollten.

Kuscheln

Kuscheleinheiten, die wir hier sehr gerne verteilen, wurden von Dorian eingefordert und bei der Berührung einiger Stellen und bei zu langem Streicheln wurde geknurrt.

  • Steffie ist unsere neue Tierphysiotherapeutin, die eine recht enorme Verschiebung von zwei Wirbelkörpern festgestellt hat. Bei ihr ist Dorian jetzt in regelmäßiger Behandlung.
  • Einfordern von Streicheleinheiten werden erst einmal ignoriert und teilweise schicken wir ihn auch weg, um ihn dann kurze Zeit später zu rufen und ihn zum Knuddeln einzuladen.
  • Unsere Hunde dürfen auf die Couch, aber sie sollen uns vorher fragen. Mal wird es erlaubt und manchmal werden sie weggeschickt.

Hundeplatz

Schon bei der Anfahrt auf das Gelände des Hundeplatzes war Dorian stets in freudiger Erregung. Kaum aus dem Auto raus, war wollte er unter Aufbietung all seiner Kräfte auf direktem Weg auf den Platz. Dort angekommen, konnte er sich schlecht konzentrieren, und war stattdessen meistens damit beschäftigt zu gucken, was andere Hunde auf dem Platz machen. Dieses Verhalten haben wir folgendermaßen verändert:

  • Wir waren oft außerhalb der Trainingszeiten auf dem Hundeplatz, wenn niemand anderes da war
  • Beim Herausholen aus dem Auto haben wir viel mit freiwilliger Aufmerksamkeit gearbeitet
  • Das Heranführen an den Hundeplatz wurde stets ruhig und langsam gehalten.
  • Auf dem Hundeplatz selbst haben wir viel spielerische Partner-Teamarbeit mit ihm gemacht

Die Krönung war dann das Keks und Weg-Seminar in diesem Jahr. Hier haben wir das zuvor Geübte mit vielen anderen Mensch-HundTeams zusammen auf dem Hundeplatz und unter Anleitung weiter trainiert. Dorian hat uns alle überrascht, wie er die anderen Hunde einfach ausgeblendet hat und mit Herrchen zusammen einfach nur Spaß an allen praktischen Übungen hatte. Mit Sicherheit gibt es noch viele andere kleine Stellschrauben, die verändert worden sind – einfach, weil ich als ein fremder Mensch mit meiner Bruni dazugekommen bin. Wollen wir Dorian verändern? Nein, ganz bestimmt nicht, denn wir lieben ihn so wie er ist. Aber wir bemerken, dass er viel glücklicher geworden ist. Weil er Verantwortung abgeben durfte. Weil er sich nicht mehr so aufregen muss. Weil er gelassener durch das Leben gehen darf. Weil er seine Kommunikation zu anderen Hunden verbessern durfte und damit Kontakt zu fremden Hunden möglich ist.

Er kann sich auf uns verlassen – und wir uns auf ihn!

Es ist einfach klasse, dass er nicht mehr mit dem Bistrotisch durch das Strandcafé läuft, weil ein anderer Hund kommt. Es ist klasse, wie freudig er zurückkommt, wenn er gerufen wird. Es ist klasse, wie ambitioniert er spielen und arbeiten kann. Und vor allen Dingen ist es klasse, wie großartig er mittlerweile kommunizieren kann und wie viel wir von ihm lernen dürfen.

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